Mit fortschreitendem Alter laufen manche Dinge in unserem Körper nicht mehr so, wie wir es gerne hätten. Neben beispielsweise schlechterem Sehvermögen können auch andere unangenehme Beschwerden auftreten - dazu zählt die Blasenschwäche, die Frauen häufiger als Männer betrifft.
Um zu verstehen, wie es dazu kommt, schauen wir uns zuerst an, wie das Harnsystem im Idealfall funktioniert: Die Nieren reinigen das Blut und entziehen diesem überflüssiges Wasser. Das sammelt sich in der Blase, wo Schließmuskel und Beckenbodenmuskulatur dafür sorgen, dass es zunächst nicht ausläuft. Unsere Blase ist äußerst dehnbar und kann im Normalfall bis zu einem halben Liter Urin aufnehmen. Wird der Druck jedoch zu hoch, senden Rezeptoren über die Nervenbahnen eine Botschaft ans Gehirn. Während der Mensch nun durch den Harndrang alarmiert wird, die nächste Toilette aufzusuchen, sendet das Hirn hemmende Signale an die Blase. So kann der Harndrang selbst bei voller Blase noch bis zu fünf Minuten lang eingehalten werden. Durch ein neues Signal des Gehirns entspannen sich Schließmuskel und Beckenbodenmuskulatur, der Urin wird abtransportiert und der Körper so entgiftet. Wird dieser Prozess an irgendeiner Stelle gestört, kann es zu unkontrolliertem Urinverlust kommen. Ursachen können sowohl (altersbedingte) Veränderungen der Muskeln oder Anatomie des Harntraktes sein, wodurch beispielsweise das Verschließen der Blase nicht mehr funktioniert, als auch Störungen der neurogenen Steuerung, sodass die gesendeten Signale nicht mehr ankommen. Auch manche Medikamente und psychische Belastung können zu Blasenschwäche führen.
Je nachdem, welche Ursache vorliegt, gibt es unterschiedliche Formen der Blasenschwäche (in der Medizin Inkontinenz genannt): Bei einer Dranginkontinenz, die durch verschiedene (neuronale) Krankheiten (wie z.B. Parkinson oder Multiple Sklerose) und Hormonschwankungen ausgelöst werden kann,tritt ganz plötzlich starker Harndrang auf, obwohl die Blase erst wenig gefüllt ist. Belastungsinkontinenz wird durch eine Erschlaffung der Beckenbodenmuskulatur ausgelöst und führt zu unkontrolliertem Urinverlust bei Belastung wie Niesen, Lachen oder Hüpfen. Bei der sogenannten Mischinkontinenz handelt es sich, wie der Name bereits vermuten lässt, um eine Mischform aus Drang- und Belastungsinkontinenz. Wird die Nervenbahn zwischen Blase und Hirn unterbrochen, ist die Reflexinkontinenz eine mögliche Folge. Auch hier wird Urin unkontrolliert abgegeben. Bei verengter Harnröhre, Verdickung der Blasenwand oder einer Stoffwechselstörung kann eine Überlaufinkontinenz entstehen. Dabei entleert sich die Blase nicht mehr völlig, wodurch ein Gefühl des ständigen Harndrangs entsteht.
Obwohl laut Deutscher Kontinenz Gesellschaft circa 27 Prozent der Frauen und 18 Prozent der Männer über 60 Jahren betroffen sind, trifft Blasenschwäche nicht nur Menschen in höherem Alter. Es gibt verschiedene Ursachen, die vom Alter unabhängig sind, sodass auch jüngere Menschen mit Blasenschwäche zu kämpfen haben, etwa (werdende) Mütter oder Personen mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Diabetes). Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich Rat in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke holen, um der individuellen Ursache für Ihre Blasenschwäche auf den Grund zu gehen. In einem frühen Stadium bestehen in vielen Fällen sehr gute Heilungschancen und für viele Betroffene lässt sich eine erhebliche Besserung erreichen. Die Möglichkeiten reichen von Beckenbodentraining über medikamentöse Behandlung bis hin zu Operationen, wobei der „Schritt unters Messer“ nur als letzter Ausweg angewandt wird. Meist reicht eine Veränderung der Lebensumstände im Zusammenspiel mit Beckenbodentraining. Auch eine Ernährungsumstellung oder Gewichtsabnahme kann hilfreich sein.
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